Jugendausfahrt nach Kroatien – Mach doch mal ein Bild von uns…

Eingepackt in, wie mir scheint, unendlich dickes Neopren von den Zehenspitzen bis über die Augenbrauen, ziehen in kurzen Abständen mit Blei und Flaschen bepackt, fünf junge Froschmänner und/oder -Mädchen schweren Schrittes an meinem Liegestuhl vorbei in Richtung Wasser:

1. Tauchgang! Genau kann man sie nicht erkennen. Gibt es hier kein Vermummungsverbot? Was wohl die
Fische bei dem Anblick denken? Irgendwie tun sie mir leid. Wir haben 30°C im Schatten! Sie stört das überhaupt nicht. Voller Elan stapfen sie zu Maik dem Besitzer der Tauchbasis und Hans, unserem Boss, ins Meer. Jetzt folgen Anweisungen in Sicherheit und Technik. Ich versteh nur Bahnhof und dann entschwindet diese kleine Gruppe mit Maik als Guide tatsächlich unserem Blickfeld und taucht ab in eine andere Welt!

Nach vielleicht einer Stunde verraten uns die näher kommenden, ungleichmäßig aufsteigenden Luftblasen an der Wasseroberfläche ihre Rückkehr. Hans, der neben mir im Liegestuhl sitzt, studiert die Gesichtsausdrücke der Auftauchenden. Zufrieden, glücklich, strahlend, zufrieden… zählt er auf. Ich muss schmunzeln. Er freut sich. Der erste Tauchgang war wohl ok! Knapp zwei Minuten später muss dann auch er schlucken. Seepferdchen! Sie haben Seepferdchen gesehen! Die sind noch nicht einmal einem alten Tauchfuchs wie ihm vor die Maske geschwommen!

Damit haben die fünf ihren Spitznamen. Für diesen Urlaub sind sie unsere „Seepferdchen“. Vorbei und vergessen ist mein Mitleid. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich jetzt doch ganz schön neidisch bin. Diese faszinierende, schwerelose, stille Unterwasserwelt bleibt uns Nichttauchern wohl immer verschlossen. Das kann auch keine Wilhelma ersetzen.

… und morgen steht Wracktauchen auf dem Programm…

Das Treiben erinnert an einen geschäftigen Ameisenhaufen. Sind alle Flaschen an Bord? Wem gehören die Flossen? Ich hab meine Brille vergessen… Kannst Du bitte noch ein paar Fotos machen wenn wir losfahren?

Es ist schön hier und es macht Spaß dabei zu sein. Dabei sind außer den fünf Seepferdchen Andrea, Jenny, Lea, Patrick und Severin, der die Hosen voll im Trend seiner Altersklasse weit unter der Gürtellinie trägt, selbst die Badehose; auch die Organisationscrew (Orcas): mein Bruder Hans, mein Neffe und Patenkind Alex, Olli, Andreas, Karsten und André, der lieber seine Schlafstätte in der Apartmentküche aufgeschlagen hat und nachts den brummenden Kühlschrank aussteckt, als sich mit Karsten im leider vorhanden Ehebett um die einzige Zudecke zu schlagen. Dumm gelaufen, aber hat ihnen den Spitznamen „Ehepaar“ eingebracht. Dann ist da noch Janosch, mit seinen 12 Jahren der jüngste Taucher im Team. Und wir sechs Nichttaucher (Nitas): Veronika und Sandra, die ihre tränenden Augen und Schnupfennase von Susi behandeln lassen, deren mitgebrachte homöopathische Reiseapotheke im Ernstfall uns allen zur Verfügung steht. Ingrid, unsere Chefin, die beim Frühstück ganz trocken ausspricht, was alle Nitas denken: „Richtig gemütlich wird’s erst wenn die Taucher weg sind!“ Felix, mit seinen 6 Jahren unser jüngstes Mitglied, der die schwierige Aufgabe erhalten hat, mich jeden morgen zu wecken, und dem alle Meerestiere nahezu freiwillig ins Netz schwimmen. Und last but not least, ich selbst, Charly. Meine Aufgabe war, wie Ihr hier lesen könnt,
auch nicht wirklich einfach. Wenn ich schreiben könnte, wäre ich Schriftsteller geworden.

Wir sind ein großer bunter Haufen. 18 Köpfe an der Zahl, und jeder einzelne ist voll dabei. Wir sind eine große Familie… Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Jeder Tag mit vollem Programm. Ein Ausflug auf eine Insel, Essen und Bummeln in Trogir, wo wir im Hafen die „Casino Royal“ aus dem James Bond Film bestaunen konnten, sightseeing in Primosten und ein Badetag an den Krka-Wasserfällen. Für jeden war was dabei. Sogar Schnuppertauchen hat Hans uns Nitas angeboten. Da konnte auch ich nicht widerstehen. Was soll ich sagen… es schmeckt nach mehr!

Ich glaube der Urlaub hat allen gefallen und mit vielen positiven Eindrücken und Erinnerungen im Gepäck treten wir morgen die Heimreise an.

Meine Anerkennung und ein ganz besonderes Dankeschön geht an alle „Macher“, die mit viel Engagement und ehrenamtlicher Arbeit von der Planung bis zur Durchführung diese erfolgreiche Jugendfreizeit ermöglicht und gestaltet haben.

Erwähnen wollte ich an der Stelle noch unsere Gastgeber Maria und Maik mit Sohn Darius. Sie haben mit ihrer Tauchbasis und durch ihre unkomplizierte, offene und herzliche Art, die optimalen Rahmenbedingungen geschaffen und damit auch wesentlich zum Erfolg beigetragen.

P.S. …mach doch noch ein Bild von uns! …

Auf besonderen Wunsch von André.

Nachttauchgang!

Vom Balkon aus beobachten wir das Geschehen am Strand. Endlich sind alle im Wasser und werden in drei Gruppen eingeteilt. Gruppe eins und zwei tauchen langsam aus der Bucht. Wir sehen nur die Lichtkegel ihrer Lampen, die sich anfangs wild kreuzend und umher irrend vorwärts bewegen in Richtung Seepferdchen. Gruppe drei scheint länger zu brauchen. Der Abstand zu den anderen ist schon beachtlich als sie endlich abtauchen. Nach ca. 100 Meter Umherirrens wenden diese Lichtkegel und nähern sich langsam aber stetig wieder dem Ufer. Als sie die dort liegenden Boote erreicht haben tauchen sie auf. Wir können nicht erkennen wer sie sind, aber wir hören eine Stimme die da sagt: „Ich seh überhaupt nix!“ Nach kurzer Orientierung sind sie auch schon wieder im Wasser verschwunden und tauchen mit rascher Geschwindigkeit in Richtung offenes Meer, vorbei an ihren Kameraden, mit für uns undefiniertem Ziel. Als den Lichtkegeln wohl klar wird, daß sie übers Ziel hinausgeschossen sind, verringern sie ihr Tempo und fangen an ihren Standort gründlich zu erkunden. Wir vermuten sie haben das Ei des Columbus entdeckt!

Wir Nitas verlassen jetzt den Balkon und wenden uns wieder unserem Damen-Sekt-Kränzchen zu, weil wir wissen, verloren geht keiner. Sie kommen alle wieder zurück. Doch irgendwie kommt mir ein Spruch aus meiner Jugend in den Sinn: „Wir trugen seltsame Gewänder und irrten planlos umher!“

Ich hoffe für sie, dass ich mich irre!

Updated: 7. September 2017 — 23:33